
Sattel Schwerpunkt zu weit hinten? Ursachen & Lösungen für einen ausbalancierten Sitz
Der Schwerpunkt deines Sattels ist zu weit hinten? Deine Beine liegen zu weit vorne oder du gerätst in Rücklage? Wir erklären die häufigsten Ursachen – und was du dagegen tun kannst.
1. Anatomie des Pferdes: Abfallende Rückenlinie & Co.
Eine abfallende Rückenlinie kommt durch
- ein geneigtes Becken,
- einen langen Lendenbereich oder
- einen stark ausgeprägten Widerrist
und bietet dem Sattel keine ebene Auflagefläche. Folge: Der Sattel rutscht nach hinten und der Schwerpunkt verschiebt sich ungünstig. Auch muskuläre Verspannungen oder Schmerzen im Lendenwirbelbereich, zu lange Kniebänder, ein Magengeschwür oder gynäkologische Probleme können dafür sorgen, dass die Sattellage nach hinten abfällt.
2. Zu wenig Kissenvolumen hinten
Ein häufiger Grund für das Kippen des Sattels nach hinten ist fehlendes Volumen im hinteren Kissenbereich. Gerade bei Pferden mit abfallendem Rücken braucht der Sattel dort mehr Stütze.
➡️ Tipp: Aufpolstern kann helfen – aber nur, wenn das Leder genügend Raum bietet. Sonst wird das Kissen hart, ohne an Höhe zu gewinnen.
3. Falscher Kissenwinkel oder flacher Sattelbaum
Ist der Sattelbaum hinten zu flach, kann die Füllung unter dem Reitergewicht seitlich weichen – der Sattel sinkt hinten ab und verliert an Balance.
4. Zu schmale Taillierung des Sattelbaums
Wenn der Sattelbaum zu schmal tailliert ist, liegt der Sattel nicht flächig auf, sondern „klemmt“ neben der Wirbelsäule. Dadurch bleibt er oben aufliegen, sackt nicht mittig ins Pferd – mit einem nach hinten verlagerten Schwerpunkt.
5. Hintere Gurtstrupfe falsch positioniert
Eine zu weit hinten platzierte Strupfe kann den Sattel nach hinten unten ziehen und dort fixieren – ein zusätzlicher Hebel in die falsche Richtung.
6. Kopfeisen zu steil eingestellt
Ein zu enges bzw. zu steil eingestelltes Kopfeisen hebt den vorderen Sattelbereich – der Schwerpunkt wandert nach hinten. Auch das kann das Kippen verstärken.
7. Modellbedingter Schwerpunkt
Manche Sattelmodelle sind konstruktionsbedingt hintenlastig. Bei Pferden mit abfallender Rückenlinie ist das oft ein No-Go.
➡️ Wenn du ständig hinten aufpolstern musst, obwohl der Sattel korrekt angepasst ist, passt das Modell womöglich grundsätzlich nicht.
8. Sitzfläche oder Pausche passt nicht zum Reiter
Nicht nur das Pferd spielt eine Rolle: Eine zu lange oder flache Sitzfläche, oder große Pauschen, können den Reiter nach hinten schieben – und damit das Problem verschärfen.
✅ Lösungen – was du tun kannst
Bei anatomischen Ursachen:
- Tierarzt oder Osteopath einbeziehen
- Training anpassen: gezielter Muskelaufbau & Mobilisation
- Reitpensum ggf. reduzieren, um dem Rücken Regeneration zu ermöglichen
Bei Sattelproblemen:
- Sattler zu Rate ziehen:
- Kopfeisen anpassbar?
- Gibt es voluminösere Kissen vom Hersteller?
- Passt die Taillierung zum Pferderücken?
- Ist ein anderes Modell sinnvoller?
💡 Welche Sattelmodelle bieten viel Stützvolumen hinten?
Hersteller |
Modell / Hinweis |
Passier |
Lifterkissen |
Prestige |
+2-Kissen |
Erreplus |
+2-Kissen |
Sommer |
Protection² |
Albion |
Kissenkeil in Inch |
Amerigo |
6er Kissen |
Equipe |
+1-Modelle |
Dies sind nur einige wenige Beispiele. Je nach Hersteller sind die Angaben im Sattel selbst, auf der Rechnung oder nur durch geschulte Augen erkennbar.
➡️ Immer individuell prüfen lassen – kein Sattel passt jedem Pferd.
Fazit:
Ein nach hinten verlagerter Schwerpunkt kann viele Ursachen haben – vom Körperbau des Pferdes über falsche Sattelanpassung bis hin zur Reiteranatomie. Eine fundierte Analyse durch einen erfahrenen Sattler ist der wichtigste Schritt auf dem Weg zu einem ausbalancierten und pferdefreundlichen Sattel.